Der SV Bergfelden stellt erstmals seit 12 Jahren wieder eine eigenständige Mannschaft in der Kreisliga B2 (Süd). Wir haben mit Neu-Spielertrainer Joachim Jooß über die Umsetzung des neuen Projektes, die Euphorie vor Ort und den Saisonstart sowie die anstehenden Spiele gesprochen.
Es ist Mitte Juli. Für viele ist es wohl ein gewöhnlicher Sonntagnachmittag. Nicht aber für die zahlreichen Menschen, die sich an diesem Tag auf einem örtlichen Sportplatz im oberen Mühlbachtal tummeln. Der Fußball in der Region nimmt allmählich wieder Fahrt auf – wie gewohnt mit Testspielen. Was in der Regel für viele noch lange kein Grund ist, das Haus zu verlassen, ist für ebenjene Testspielbesucher an diesem Tag wohl mit eines der Fußball-Highlights des Jahres: In Bergfelden wird wieder Fußball gespielt! Im Vorbereitungsauftakt gegen den B-Ligisten SGM II Sulz/Sigmarswangen/Holzhausen (1:0) bereitet sich erstmals seit zwölf Jahren wieder eine eigenständige Mannschaft des SV Bergfelden auf die kommende Spielzeit vor – begleitet von rund 300 Fußballfans! „Da war gefühlt der halbe Ort auf dem Sportplatz“, erinnert sich Joachim Jooß, der in dieser Saison in seinem Heimatort als Spielertrainer anheuerte. Nach dem gelungenen Test absolviert die Mannschaft einen Ausdauerlauf durch den Ort, der von den begeisterten Bewohnern frenetisch bejubelt wird. Es sind Szenen, die durch den Begriff der vielzitierten Kreisliga-Romantik nur schwer eingefangen werden können.
Von der Euphorie getragen
Die Bergfelder Euphorie hielt bis zum lang ersehnten Ligaauftakt gegen die SGM VfB Kickers Waldachtal an und war wohl nicht unerheblich für den deutlichen 5:0-Heimspielsieg. Und auch die darauffolgenden Wochen taten der örtlichen Fußball-Extase trotz zweier deutlicher Niederlagen gegen die SG Hopfau/Leinstetten (1:5) und die SGM Teinachtal (0:5) keinen Abbruch. „Da ist eine Stimmung im Ort, die ich so in meiner Zeit in Bergfelden noch nie erlebt habe“, schwärmt der 33-Jährige, der bis zu seinem Wechsel zur SG Vöhringen vor gut zehn Jahren seit seiner Kindheit das Bergfelder Trikot trug. Und selbst abseits des Platzes kann der Mittelstürmer dem Bergfelder Fußballfieber kaum entfliehen. „Ich werde oft angesprochen, sei es beim Bäcker oder bei einem Fest, dass es eine richtig gute Sache ist, die wir da machen“, freut sich der Lehrer für Sonderschulpädagogik. Nach sechs Spieltagen stehen dem SVB nun zehn Punkte zu buche, die unter den Rahmenbedingungen einer anfangs komplett neu zusammengewürfelten Mannschaft kaum denkbar waren. „Da ist in der Vergangenheit schon sehr, sehr viel zusammengewachsen – wir haben ein tolles Mannschaftsgefüge“, sagt der mit Stolz erfüllte Neu-Trainer, der gemeinsam mit seinem gleichgestellten Spielertrainerkollegen Pascal Hipp anfangs viel auf Teambuildingmaßnahmen setzte.
Der Bergfelder Weg
Was die Erwartungen vieler übertroffen hat, ist der Verdienst engagierter Bergfelder, denen es ein Anliegen war, dem Fußball im Ort wieder neues Leben einzuhauchen. Ins Rollen brachten das Projekt tatsächlich neun einheimischer A-Jugendliche, die aus der SGM SG Vöhringen in den aktiven Bereich aufrückten und ausschließlich in Bergfelden kicken wollten – eine gute Basis also für eine Neugründung. Dann war es Robert Flaiz, der von da an das Zepter übernahm: Mittels handschriftlicher Spieler-Liste zog dieser von Haus zu Haus, um Ehemalige oder Einheimische, die zu diesem Zeitpunkt auswärts spielten oder inaktiv waren, für das neue Projekt im eigenen Ort zu begeistern. Mit Erfolg: Rund 40 Zusagen sorgten dafür, dass der Sportverein sogar eine Reserve anmelden konnte. Als die Suche nach einem Trainer begann, „da stand Robert dann auch vor meiner Tür“, erzählt Jooß, der bereits fünf Jahre zuvor Trainererfahrung bei der SG Vöhringen II sammeln durfte und für eine Zusage nicht lange überlegen musste. Gemeinsam bilden Robert Flaiz, Pierre Frei und Benjamin Hauser (alle Teil der Abteilungsleitung Fußball) als gewählte Ausschussmitglieder ein Fußball-Gremium, denen das Trainer-Duo bei sportlichen Belangen regelmäßig beiwohnt. Und das passt – auch außerhalb des Fußballs. „Das ist zwischenmenschlich einfach eine coole Sache: Freunde, die gemeinsam ein Projekt leiten und denselben Fußball spielen lassen wollen – das harmoniert einfach“, teilt der Rechtsfuß seine bisherigen Erfahrungen in seinem Heimatverein.
“Geben uns Sicherheit”
Sportlich und menschlich ist beim SVB in den letzten Monaten also vieles zusammengelaufen. Zurückführen lässt sich das wohl auch auf die hohe Identifikation vieler Spieler mit dem Heimatverein sowie der außergewöhnlichen Unterstützung der Berfelder Fans, die sich am kommenden Sonntag um 15.00 Uhr gegen den VfL Hochdorf (8.) auf das nächste Heimspiel freuen dürfen. Mit den Hochdorfern empfangen Jooß’ und Hipps Schützlinge das erste Team, das erst vergangenes Wochenende den einzigen Sieg gegen den Spitzenreiter SSV Walddorf (4:1) einfahren konnte. „Ich glaube, 4:1 gewinnt man nicht per Zufall – da hat der VfL Hochdorf gezeigt, was er zu Leisten im Stande ist“, lobt Jooß das Team von VfL-Coach Norman Blum, das am Sonntag eine „Riesenherausforderung“ sein wird. Den Spieltag drauf geht es für die Bergfelder Jungs dann auch selbst gegen den SSV. „Da haben wir mit die zwei größten Herausforderer vor der Brust“, blickt der 33-Jährige auf die nächsten zwei Wochen. Mit der unerwarteten Punktausbeute im Rücken, nimmt der Spielertrainer allerdings den Druck von den Schultern seines Teams: „Die zehn Punkte geben uns Sicherheit, befreit aufzuspielen. Es gibt andere Mannschaften, die ein wichtiges Wort um den Aufstieg mitreden werden. Das ist nicht unser primäres Ziel, daher freuen wir uns drauf, uns mit solchen Teams messen zu dürfen.“
Kreisliga-Perlen
Nach fünf Jahren B-Liga-Erfahrung als Trainer bei der SG Vöhringen II und nun schon einigen Spielen im Dress des SV Bergfelden, war Joachim Jooß bereits auf einigen Sportplätzen der Region zu Besuch. Im Kreisliga-Kompass verrät der Spielertrainer, wo seine Kreisliga-Perlen versteckt liegen:
1. Das beste Sportheim: SG Vöhringen
2. Die preiswerteste Halbe: SG Spielberg/Berneck-Zwerenberg
3. Die schönste Anlage: SV Baiersbronn
4. Der holprigste Platz: SV Hopfau – “Ich weiß nicht wie es heute ist, aber früher war es in Hopfau immer sehr holprig” (lacht)
5. Die besten Fans: SV Bergfelden