Seid fair zueinander!

Vorfälle beim SV Wendelsheim:

Seid fair zueinander!

Am vergangenen Wochenende trafen in der Kreisliga A3 der SV Weiler und der SV Wendelsheim aufeinander. 2:1 für Wendelsheim endete der Kick, an den sich bald schon keiner mehr erinnert hätte, wenn es nicht vier rote Karten und eine Schlägerei nach dem Spiel gegeben hätte, die zufällig auch noch gefilmt wurde.

Vor wenigen Wochen rühmten sich der SV Wendelsheim und der SV Weiler noch, als ein Bild aus dem Spiel ihrer gemeinsamen SGM in der Reserve (Kreisliga B8) gegen den VfB Bodelshausen zusammen mit einem FUMS-Artikel veröffentlicht wurde, in dem der Autor eine wunderbare Kolumne über die Kreisliga verfasste. Sie handelt von Franzbranttwein, der Wertsachentüte und dem Bier mit der Kippe im umgedrehten Trikot direkt nach dem Spiel. Von der heilen Kreisliga-Romantik eben.

Ob die Kicker aus Wendelsheim und Weiler direkt nach dem Spiel ein gemeinsames Bier getrunken haben, ist uns nicht überliefert. Teile zumindest dürften darauf keine Lust mehr gehabt haben. Denn: In der Begegnung selbst kam es zu vier roten Karten (laut Tagblatt-Bericht zum Teil wegen Nachtretens), bei Spielende artete die Situation dann offenbar aus. Bereits am Montag kursierte ein Video durch die Sozialen Netzwerke, das die Szenen beim Schlusspfiff zeigt. Darin zu sehen: Auf sich einschlagende Spieler, auf das Feld rennende Zuschauer und unübersichtliche Szenen.

Das Kuriose an den Geschehnissen ist die Tatsache, dass zwischen Weiler und Wendelsheim seit dieser Saison eine Spielgemeinschaft besteht. Weilers Trainer Patrik Bölzle coachte jahrelang in Wendelsheim. Zuschauer, die nicht auf dem Sportplatz waren, hätten gut und gerne einen anderen Eindruck vermittelt bekommen können: „Nach der Partie kam es dann zwischen beiden Teams zu einer Rangelei, bei der wohl auch einige Spieler körperlich hart aneinander gerieten. „Wir werden das intern klären, was da vorgefallen ist“, sagte Wendelsheims Abteilungsleiter Eugen Wandel.“ So wurde die Situation am Montag im Schwäbischen Tagblatt beschrieben.

Ob die dargestellten Szenen noch als Rangelei durchgehen, liegt im Auge des Betrachters. Ob es mit der Aussage, die Sache intern klären zu wollen, getan ist, ebenfalls. In Zeiten von groß inszenierten Fairplay-Kampagnen im Amateursport erschrecken die Bilder schnell. Wolfang Müller vom SV Weiler war selbst nicht vor Ort. Er erklärte auf Anfrage, dass er es unmöglich finde, wenn solche Szenen gefilmt würden. Die Vorfälle seien schlimm genug gewesen. Man halte es gerne mit den Kollegen aus Wendelsheim und kläre die Sache intern. Aus Wendelsheim wurde mittlerweile bekannt, dass man gar rechtliche Schritte gegen den Video-Filmer prüfe.

Mannschaftsinterne Themen intern zu klären ist gut und richtig. Ob der Filmer nun rechtlich gesehen eine Grenze überschritten hat, soll gegebenenfalls ein Richter entscheiden. Aus moralischer Sicht ist fraglich, ob der SV Wendelsheim damit das Spiel auf die falsche Spielfeld-Hälfte verlagert. Das Kernproblem hinter dem Vorfall liegt doch offenkundig wo anders.

Wenn man den Filmer des Clips zum Schuldigem erklärt, geht man dem eigentlichen Problem aus dem Weg. Vergleicht man das Video mit den Beschreibung auf Basis der Zeugenaussagen im Tagblatt, könnte man meinen, das seien zwei verschiedene Spiele gewesen. Vielleicht ist es auch gut, dass das Video die Runde macht. Vielleicht schreckt es ab, dass es (selbstverständlich) Gewalt auf Sportplätzen auch im hiesigen Kreis gibt. Hoffentlich aber wirft es die Frage auf, wie man eigentlich auf dem Sportgelände miteinander umgehen will. Darüber gilt es zu reden, nicht nur intern. Plakative Image-Kampagnen helfen bislang offensichtlich nicht.

Zwei Wendelsheimer Spieler sind mittlerweile offenbar vom Verein ausgeschlossen worden. Von Seiten des SV Weiler wurde über deren Facebook-Seite verlautbart, dass alles geklärt sei und mit keinen weiteren Reaktionen zu rechnen sei.

Wie dem auch sei: Seid nett zueinander und fair miteinander. Dann klappt es auf dem Sportplatz und vielleicht auch mit dem gemeinsamen Bier nach dem Spiel.

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