So gesehen: Die Utopie des fairen Umgangs

In unserem neuen Format “So gesehen” schreiben Tom, Marius und Moritz aus dem Team Match.Report einmal pro Woche über ein gemeinsames Thema. Heute: SchiedsrichterInnen im Amateursport.

“Der braucht doch ne Brille!” “Siehst du eigentlich gar nichts?” “Kennt der die Regeln überhaupt?” Rufe, bzw. Schreie dieser Art kennt wohl jeder Mensch, der mal einen Fuß auf einen Amateursportplatz gesetzt hat. Beleidigungen und Drohungen fliegen durch die Gegend und treffen geballt eine einzelne Person: die/der SchiedsrichterIn.

 

Jedes Wochenende finden allein im deutschen Amateurbereich unzählige Fußballspiele statt, und größtenteils ist die Stimmung angespannt, ja gar aggressiv. Der sich über die Woche angesammelte Frust durch Arbeit, Familie, Politik und anderen Bereichen der sozialen Interaktion entlädt sich dann sonntags auf dem Sportplatz bei den Unparteiischen. Ist ja auch einfach, draußen zu stehen, Bier zu trinken und zu brüllen. Der Umgang mit den RegelhüterInnen könnte dabei so einfach sein, denn die Intention des Aufenthalts auf dem Sportplatz ist doch eigentlich bei allen Teilnehmenden dieselbe: Spaß, Vergnügen, soziales Miteinander.

"Wörter wie Respekt und Fairplay zieren oftmals nur die Titelseite des Stadionblatts, als dass es ehrliche und vorgelebte Werte für ein angenehmes Miteinander sind."

Doch ist die Fußballwelt leider sehr verkommen, Egoismus und Frustration spielen eine große Rolle, Schuld schiebt man dann halt immer zu den Schwächsten, in diesem Fall den Einzelkämpfern mit der Pfeife. Schade, denn ohne die Unparteiischen könnte man den Sport nicht ausführen. Wörter wie Respekt und Fairplay zieren oftmals nur die Titelseite des Stadionblatts, als dass es ehrliche und vorgelebte Werte für ein angenehmes Miteinander sind. Denn so unterschiedlich wir alle in Farben, Namen und Taktiken immer vorgeben zu sein, sind wir uns in einer Hinsicht absolut einig: Schuld sind eigentlich immer die SchiedsrichterInnen. 

 

Die Utopie eines fairen Umgangs mit allen Beteiligten des so gesellschaftsrelevanten Amateurfußballs ist traurig. Wie schön wäre ein feines, angenehmes Miteinander, faire Sportsfrauen und -männer, denen die Schwierigkeit des fehlerfreien Pfeifens bewusst ist und deshalb erst recht mehr Verständnis für subjektives Beurteilen und auch Fehler der Unparteiischen entgegenbringen würden. Schon mal Rufe gehört wie: “Super Pfiff Frau Schiedsrichterin!” oder “Sie haben das völlig richtig gesehen, Herr Schiedsrichter!”? 

 

Von Marius Schmiedel

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