Du betrachtest gerade Nummer 5 – Jan Raidt bezwingt auch Nizza
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Jan Raidt hat es wieder gemacht – die unmenschliche Leistung, einen Ironman zu vollbringen. Nach 9 Stunden und 40 Minuten bog der Wendelsheimer auf die Zielgerade an der Promenade des Anglais an der französischen Riviera ein, umjubelt von seinen mitgereisten Supportern und tausenden Zuschauenden. Support von Familie und Freunden, der ihn zwischenzeitliche Schmerzen überstehen ließ und ihn unter die hundert besten Triathlon-Amateure der Welt brachte.

Der IRONMAN in Nizza ist Austragungsort der Weltmeisterschaften der Männer, während die Frauen am 11. Oktober auf Hawaii eine neue Weltmeisterin küren. Ab 2026 findet die WM für die Frauen und Männer wieder gemeinsam in Hawaii statt. Für Jan und 2.499 andere Athleten aus 86 Nationen ging es bei den Agegroupern in den jeweiligen Altersklassen auch um den Weltmeistertitel. Mit 18 Jahren ist der Australier Brayden McKenzie jüngster Teilnehmer, während der Amerikaner Richard Burgess der älteste Teilnehmer ist – mit 76 Jahren. Bei sonnig-warmen Temperaturen um die 28°C ging es um 6:30 Uhr für die ersten Athleten ins Mittelmeer.

Dankbar an der Startlinie

Für den 34-jährigen war es bereits der vierte Ironman und insgesamt die fünfte Langdistanz nach Hamburg, Hawaii, Roth und Klagenfurt. Diesmal führte ihn der Weg nach Nizza – und allein schon an der Startlinie zu stehen, war für den ehrgeizigen Sportler ein Erfolg.
Viele Athleten bereiten sich jahrelang auf diesen einen Tag vor, um dann wegen eines Infekts absagen zu müssen. Gesund und fit ins Rennen gehen zu können, war also der erste Schritt auf dem langen Weg an die Ziellinie der beliebten Küstenstadt. Am Ende belegte er den 97. Platz bei den Amateuren weltweit – ein Ergebnis, das er selbst als „krass cool“ bezeichnete.

Das Race: Ohne Neo, aber mit Ausblick

3,8 km Schwimmen – 59:06 Minuten
Das Schwimmen verlief für Jan hervorragend. Da die Wassertemperatur zu hoch war, durften keine Neoprenanzüge getragen werden, was für die Athleten ein Nachteil ist, da es die Wasserlage und das Gleiten erschwert.
Gestartet aus der sechsten Gruppe musste er sich durch ältere Altersklassen kämpfen, die vor ihm ins Wasser gestartet waren. Beim Überholen und Slalom schwimmen um andere Mitstreiter bekommt man auch mal einen Ellenbogen ab und schluckt den ein oder Schluck Salzwasser. Mit einer Zeit von 59:06 Minuten verlässt der ehmalige Sportstudent das Mittelmeer – eine richtig gute Zeit.

180 km Radfahren – 5:25:30 Stunden
Auf dem Rad wartete ein anspruchsvoller Kurs durchs Hinterland, vorbei am legendären Col de l’Ecre. Für Jan war die Strecke „mega geil“ – landschaftlich beeindruckend, sportlich fordernd mit ca. 2400 Höhenmetern. Gemeinsam mit seinem Coach hatte er einen Plan erarbeitet, den er konsequent umsetzte und so auch wie beim schwimmen eine sehr starke Zeit fuhr. In starker Verfassung stieg er nach 180 Kilometern vom Rad. Jetzt nur noch einen Marathon laufen…

Der Struggle: Das Messer in der Seite

42,2 km Laufen – 3:10:12 Stunden
Für den abschließenden Marathon hatte sich Jan ein schnelles Rennen vorgenommen. Mit einem Schnitt von 4:00 Minuten pro Kilometer begann er ambitioniert – doch bereits nach drei Kilometern erlitt er heftiges Seitenstechen. „Wie ein Messer in der Seite“, beschrieb er den Schmerz.
Das zwang ihn, das Tempo herauszunehmen, obwohl sich die Beine muskulär noch gut anfühlten. Der Schmerz in Verbindung mit dem gezwungenermaßen langsamen Tempo verlangte dem Wendelsheimer enorme mentale Energie ab. Ab Kilometer 30 kamen dann auch noch erwartbare Müdigkeitssymptome hinzu – vor ihm noch sehr lange 12 Kilometer bis zum Ziel.

Dankbar für den Support

Besonders bewegend war für Jan die Unterstützung entlang der Strecke. Da die Laufstrecke an der Promenade auf drei Runden angesetzt war, bedeutete dies: Freunde, Familie und Zuschauende immer wiederzusehen – ein Push, der ihn durch die harten Phasen trug. Am Ende kämpfte er sich ins Ziel. Auch wenn er sich 20 Minuten schneller gewünscht hätte, war er mit der 3 Stunden und 10 Minuten im Marathon unter den Bedingungen zufrieden. Eine Langdistanz bleibt unberechenbar: kein Plattfuß, keine Probleme mit der Verpflegung – aber mentale Tiefs, die man nur mit Unterstützung überwinden kann. „Am Ende sind es die Menschen, die es ausmachen. Ohne sie wäre es nicht dasselbe“, sagte er im Nachhinein. Die Atmosphäre einer Weltmeisterschaft beeindruckte ihn nachhaltig: der Invest aller Athleten, die Bedeutung dieses einen Tages und das Privileg, mit den Profis an einer Startlinie zu stehen.

Noch ein Highlight, dann erstmal Pause

Für Jan Raidt geht es am 26. Oktober mit der Challenge Barcelona weiter. Die Mitteldistanz umfasst 1.900 m Schwimmen, 88 km Radfahren und 21,1 km Laufen. Danach steht eine wohlverdiente Pause an.
Ob er danach wieder Lust auf eine weitere Langdistanz hat? „Während des Rennens und direkt danach sagt man sich immer: nie wieder. Aber wer weiß …“