Du betrachtest gerade Was wahrscheinlich auf Eurer Weihnachtsfeier passiert ist
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Die Feiertage kommen näher und in den Sportvereinen freut man sich auf eine kurze Verschnaufpause, bis es im neuen Jahr wieder losgeht mit den Wettkämpfen. Darf im gepflegten Sportvereins-Kalender nicht fehlen: Die Weihnachtsfeier. Wir waren in diesem Jahr auf keiner einzigen und können Euch trotzdem sagen, was auf Eurer Feier wohl passiert ist. 😉

Location und Verpflegung:

Wie in den vergangenen Jahren auch findet die Weihnachtsfeier im Sportheim statt. Hier, wo Wochenende für Wochenende zusammengesessen, sinniert und getrunken wird, fühlt sich der Vereinssportler am wohlsten. (Wer Interesse an verschiedenen Sportheimen hat, darf sich gerne in unserer Rubrik „Sportheim Cup“ umsehen). Kulinarisch werden die Gäste entweder vom allseits beliebten Sportheim-Wirt bekocht oder der lokale Metzger (und Trikot-Sponsor, natürlich) fährt mit dem Lieferwagen vor und trägt reihenweise Buffet-Behältnisse ins Vereinsheim. Die dritte Möglichkeit (low-budget) ist das Zusammentragen der Salate, Hauptspeisen und Desserts von Spielerfrauen, -mütter oder den SportlerInnen selbst, die im Team den Ruf des eifrigen Hobbykochs genießen.

Gästeliste

Die Einladung zur Feier wurde Mitte November an einem Sonntagabend in die Team-eigene Whatsapp-Gruppe geschickt.

„Jungs, hier die Einladung für die Weihnachtsfeier. Wir sind wie letztes Jahr auch bei (Name des Wirts). Programmpunkte wird es geben (danke an die Neuzugänge). Vielleicht erscheint auch noch ein unerwarteter Gast… 🎅🏼😉 Ihr seid recht herzlich mit einer Begleitung eingeladen. Dresscode: Jeans und Hemd, kein Trainingsanzug.

Grüße vom Kapitano“

Verfasser der Nachricht war der Kapitän, der in enger Abstimmung mit dem Spielerrat und mit dem Betreuer (das ist der, ohne den im Club nichts läuft, der seinen festen Platz auf der Bank hat und der sich selbst gerne als „Mädchen für alles“ bezeichnet) Termin, Ort und Dresscode festgelegt hat. Die SpielerInnen sind selbstverständlich mit Begleitung eingeladen. Natürlich sind einige Begleitungen auf der Feier zu Gast, die man seit Jahren kennt, weil sie jedes Wochenende direkt hinter der Auswechselbank ihr Lieblingsteam (wahlweise auch einfach nur das Team ihres Lieblings) verfolgt. Wie in jedem Jahr gibt es aber auch eine Hand voll Gäste, die man nicht sofort zuordnen kann. Immer mit dabei:

    1. Die neue Freundin, die plötzlich auftaucht und von der der dazugehörige Freund/Spieler seinen Kameraden bisher noch nie erzählt hat. Niemand kennt sie und sie wird erfahrungsgemäß auch nicht lange an seiner Seite bleiben. Trotzdem schön, sie auf der Weihnachtsfeier dabei gehabt zu haben.
    2. Die langjährige Freundin, die niemand kennt. Sie ist nicht zu verwechseln mit der neuen Freundin. Seit über zehn Jahren begleitet sie ihn an seiner Seite. Problem nur: Sie mag seinen Sport eigentlich nicht so und ist eher der schüchterne Typ. Ergebnis: Lange wusste man im Team gar nicht, dass Er überhaupt vergeben ist. Das ändert sich an der diesjährigen Weihnachtsfeier, als sie endlich seinen Freunden vorgestellt wird.
    3. Der Trinkkumpane. In der Einladung stand: „+ Begleitung“. Niemand hat „Begleitung“ näher definiert: Das dachte sich der clevere Kamerad (der im Sportheim und beim Wirt längst bestens bekannt ist). Kurzerhand dient der beste Freund als Begleitung für die Feier und tritt am Abend als kongenialer Trinkkumpane auf. Dieses Duo wird im Übrigen auch bis in die frühen Morgenstunden anwesend sein und bis zum Ende bleiben.

Programm

Auf den Abend wurde lange hingesehnt. Im Team wurden im Vorfeld längst komplizierte Trinkspiel-Regeln bestimmt, nach welcher Metrik man zu welcher Stunde auf welchem Platz bei welchem Redner mit der Linken Hand bei Vollmond auf gar keinen Fall trinken darf. Ansonsten muss man sein Getränk auf einmal trinken („exen“). Schon bei der Begrüßungsrede wird der Abteilungsleiter jäh unterbrochen, als der lautstarke Hinweis auf einen Regelverstoß den Raum über drei Tische hinweg durchdringt. Spätestens jetzt wird allen klar, die zum ersten Mal auf einer Weihnachtsfeier des Vereins sind, in welche Richtung der Abend gehen könnte.

Durch den Abend selbst führt der Vorstand (bzw. Abteilungsleiter). Er begrüßt kurz (mit mehrfacher Unterbrechung aufgrund eines Regelverstoß) und weist auf die grandiosen Erfolge der letzten 12 Monate hin. „Wir haben das Derby im März gewonnen und sind souverän im Juni aufgestiegen. An die anschließende Feier werde ich mich noch lange erinnern. Danke (Name des Wirts), das war einfach unvergesslich.“ Jubel bricht aus und es wird reihenweise angestoßen. Dass sich die Mannschaft in der neuen Liga schwer tut und mit nur einem Sieg dem sang- und klanglosen Abstieg entgegen trudelt, bleibt an dieser Stelle großzügig ausgespart. Anschließend werden Ehrungen ausgesprochen: Dem Trainer (-team), dem Betreuer (oben schon erwähnt), der guten Fee des Vereins (sie brennt für ihren Club) und zuletzt für den Kapitän (er kümmert sich gezwungenermaßen um die Organisation, Grillhütte, Kabinendienst, Helfer-Koordination und mehr). Als Geschenke werden Blumen (für die gute Fee), Handtücher oder wahlweise Gutscheine beim Teamsport-Händler des Vertrauens (Trainer), Trikots des Lieblingsvereins (für den Betreuer) und eine Flasche des Lieblingsgetränkes (für den Kapitän) verteilt.

Im Anschluss an die ersten beiden Gänge gibt es einen Programmpunkt: Die Neuzugänge haben wie in den vergangenen Jahren den Auftrag erhalten, eine Unterhaltung zu organisieren. Sie wird eine Mischung aus Trinkspiel und Aufgaben, die man von Junggesellenabschieden kennt. Garniert wird der Programmpunkt mit einer gesunden Prise von Anekdoten aus dem vergangenen Jahr, die zu Teilen wohl besser unter Verschluss gehalten werden sollten.

Die eigentliche Abrechnung folgt jedoch erst nach dem Dessert. Nachdem die letzte Kugel Eis und der letzte Teller Tiramisu verspeist wurden, klingelt es schon aus der Ferne und nicht nur dem Mannschaftsclown wird klar: Auch dieses Jahr wird er nicht ungestraft mit all seine zweifelhaften Fehltritten davon kommen. Der Weihnachtsmann kündigt sich an und hat eine volle Ladung alter Geschichten und Anekdoten im Gepäck. Es gibt reihenweise schwitzige Hände und eine außerordentlich große Anzahl an SpielerInnen findet sich auf der Toilette wieder, um sich nochmal frisch zu machen und um der Nervosität Herr zu werden.

Wie im vergangenen Jahr war der Weihnachtsmann sehr aufmerksam und hat zahlreiche Geschichten zusammengetragen. Der Sidepunkt ist erreicht, als vom Heimweg des Trainers nach der Meisterfeier inklusive Zeugenaussagen seiner Frau berichtet wird. Der Weihnachtsmann tritt ab und daraufhin wird erst einmal mit einer runde Branntwein angestoßen. Es folgt: Der „gemütliche“ Teil des Abends. Die Bühne gehört nun den Mannschaftsclowns, den im-Sportheim-bestens-bekannten und den Trinkkumpanen. Der selbst ernannten Party-Minister dreht die Anlage auf und spielt einen Mallorca-Hit nach dem andern. Es trennt sich die Spreu vom Weizen und die hartgesottenen halten so lange aus, bis der Bäcker im Ortskern schon wieder geöffnet hat. Es war eine unvergessliche Weihnachtsfeier.

Nebenwirkungen

Schon kurz vor Treffpunkt am frühen Abend laufen die Drähte heiß: Der Team-Whatsapp-Chat steht nicht mehr still und sämtliche Highlights werden direkt in die Gruppe gepostet. Obwohl beinahe alle Teilnehmer der Gruppe auf der Feier anwesend sind, trudeln ständig Nachrichten ein. Ein paar wenige Gruppen-Teilnehmer konnten dieses Jahr leider nicht anwesend sein. Sie sind somit bestens informiert über das Geschehen auf der Feier. Weil auch die Weiterleitungs-Funktion fleißig genutzt wird, wissen noch vor Ende des „offiziellen Teils“ längst alle im Dorf bescheid, was im Sportheim abgeht. In den darauffolgenden Tagen verbreiten sich die Bilder und Videos auch in den Nachbarflecken und somit ist die Maxime „Was auf der Weihnachtsfeier passiert, bleibt auf der Weihnachtsfeier“ auch in diesem Jahr als recht dehnbar anzusehen.

Wie dem auch sei: Uns ist völlig egal, was auf Eurer Weihnachtsfeier passiert ist. Behaltet die peinlichen Geschichten für Euch und sorgt dafür, dass es im kommenden Jahr wieder etwas zu erzählen gibt. Deshalb lieben wir den Amateursport doch so sehr. Das macht ihn aus. Bleibt sportlich!

Wir wünschen Euch erholsame Tage!