In unserem neuen Format “So gesehen” schreiben Tom, Marius und Moritz aus dem Team Match.Report einmal pro Woche über ein gemeinsames Thema. Heute: SchiedsrichterInnen im Amateursport.
In der heutigen ersten Ausgabe unserer neuen Kolumne „so gesehen“, möchte ich das Thema Schiedsrichter im Amateurfußball bewusst kurz beleuchten. Dabei möchte ich mit einem Fakt starten, den viele von euch sicherlich nicht kannten, oder ihn sich kaum ins Bewusstsein rufen. Alle von euch kennen Schiedsrichterbeobachter und werden pro Saison mehrfach Zeuge solcher Beobachtungen. Aber wusstet ihr, dass unsere Schiris über eine Saison hinweg genau wie ihr alle auch in Tabellen eingeordnet werden, die am Ende über Auf- und Abstieg entscheiden? Dabei fließt jede einzelne Bewertung eines Spiels in diese Tabelle ein. In den untersten Ligen wird ein Schiedsrichter oder eine Schiedsrichterin nur drei bis viermal pro Runde beobachtet. Je höher er oder sie aber pfeift, desto häufiger werden sie auch bewertet und ab der Regionalliga dann sogar bei jedem Spiel. So und jetzt zum krassen Teil. Kurze Frage: wie oft macht ihr einen Fehler im Spiel, verschuldet Elfmeter oder sogar Gegentore und was haben diese Fehler für Auswirkungen?
"Eine Fehlentscheidung, eine Liga tiefer."
Die Bewertungen beziehungsweise das Leistungsniveau in der Oberliga in Deutschland sind so hart, dass eine falsche Entscheidung einer Schiedsrichterin bei einem Elfmeter, also fälschlicherweise gepfiffen oder eben nicht, praktisch den Abstieg der oder des Unparteiischen bedeutet. Eine Fehlentscheidung, eine Liga tiefer. Und nur die Perfektesten schaffen es am Ende der Saison sogar aufzusteigen. Mit diesem Druck haben Schiris unserer Klassen jedes einzelne Spiel, in dem sie beobachtet werden, zu kämpfen. Davor habe ich zum einen einen unglaublichen Respekt und zum anderen möchte ich euch allen nochmal den Denkanstoß geben: wenn ihr das nächste Mal einen Elfmeter gegen euer Team bekommt – und ihr seid euch noch so sicher, dass das nicht die richtige Entscheidung war – überlegt bevor ihr euch beschwert ganz kurz, was diese Situation für euch und was sie für den betroffenen Unparteiischen bedeutet, versetzt euch nur kurz in seine Sicht der Dinge. Denn so gesehen glaube ich, sind die aggressiven Proteste von uns SportlerInnen und TrainerInnen, ganz abgesehen von den Aspekten Fairness, Respekt und gegenseitigem Umgang, häufig äußerst unangemessen und gehören auf keinen Sportplatz dieser Welt.
Von Tom Vetter